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 HANAU LIEST EIN BUCH 3
DIE NACHRICHT
Doris Knecht schreibt über familiäre Geheimnisse und die fatalen Folgen von Frauenverachtung und digitaler Gewalt.
Vier Jahre nach dem Tod ihres Mannes lebt Ruth allein in dem Haus auf dem Land, wo die Familie einst glücklich war. Die Kinder haben längst ihr eigenes Leben, während Ruth das Alleinsein zu schätzen lernt. Bis sie eines Tages eine anonyme Messenger-Nachricht bekommt, von einer Person, die mehr über ihre Vergangenheit zu wissen scheint als Ruth selbst.
Man liest den Roman mit der Spannung, wer wohl der Ver- fasser dieser Nachrichten ist und was die Gründe dafür sein könnten. Aber die eigentliche Spannung des Romans liegt in Ruth: wie schafft sie es, sich dem Zersetzungsprozess der anonymen Nachrichten zu entziehen?
Doris Knecht versteht es meisterhaft, Spannung aufzubauen und zu halten. Ihr Stil ist leichthändig und raffiniert, der Roman bleibt nicht nur wegen seines allgegenwärtigen Themas – Cybermobbing und Patriarchat – lange im Gedächtnis, sondern weil die literarische Virtuosität der Autorin die Protagonistin den Leserinnen und Lesern so nahebringt. Und schließlich kann es jeder passieren.
  Doris Knecht, geboren in Vorarlberg, ist Kolumnistin und Schriftstellerin. Ihr erster Roman, „Gruber geht“ (2011), war für den Deutschen Buchpreis nominiert und wurde fürs Kino verfilmt.
Zuletzt erschienen „Besser“ (2013), „Wald“ (2015), „Alles über Beziehungen“ (2017) und „weg“ (2019). Sie erhielt den Litera- turpreis der Stiftung Ravensburger und den Buchpreis der Wiener Wirtschaft.
Doris Knecht lebt mit Familie und Freunden in Wien und im Waldviertel.
  © Heribert Corn

























































































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